Die lange Bizepssehne tritt nach ihrem Verlauf in der Bizepssehnenrinne durch das Rotatorenintervall in das Schultergelenk hinein und strahlt in die obere Knorpellippe am Glenoid (Gelenkpfanne) ein.
Eine Verletzung des Bizepssehnenankers (SLAP-Läsion) kann u.a. durch einen plötzlichen und unerwarteten Zug oder Druck auf die bereits vorgespannte Bizepssehne hervorgerufen werden. Beispielsweise beim Anheben schwerer Gegenstände oder bei einem Sturz auf den leicht abgespreizten und gebeugten Arm bei gestrecktem Ellenbogen. Eine weitere Ursache der SLAP Läsion kann eine mikrotraumatisch induzierte Verletzung sein, die insbesondere Werfer betrifft, bzw. Sportarten mit ähnlichen Bewegungen (Speerwurf, Tennis). Beim Wurfakt treten deutliche Zug- und Torsionskräfte am Bizepssehnenansatz auf, die zur Ablösung des SLAP-Komplexes führen können.
Die SLAP Läsionen werden in 5 Grade eingeteilt.
Die Bicepssehne selbst, und nicht isoliert der Anker, kann veschleißbedingt oder z.B. im Rahmen von Rotatorenmanschettendefekten auffasern.
Die Schmerzsymptomatik bei SLAP Läsionen ist sehr unterschliedlich. Häufig sind Überkopf oder Wurfbelastungen schmerzhaft. Zeitweiliges Knacken oder Schnappen können vorhanden sein.
Bei der klinischen Untersuchung finden sich Zeichen einer Bicepssehnenläsion mit positivem Yergason Test, O Brien, oder Speed Test. Oft ist die Abduktion/Aussenrotation (Wurf) Bewegung schmerzhaft.
Röntgen oder Sonografie geben keine Hinweise. Im MRT kann die Läsion dargestellt werden. Oft findet sich Zeichen der Labrumablösung am oberen Pfannenrand.
Grad 1 Läsionen können konservativ behandelt werden. Alle anderen Grade sollte operativ versorgt werden.
Im Rahmen einer Gelenkspiegelung kann das genaue Ausmaß der Läsion festgestellt werden. Hier zeigt sich der Grad der Ablösung, ein evtl peel back der hinter des SLAP Komplex liegenden Knorpellippe oder eine zusätzliche Läsion der gelenkseitigen Rotatorenmanschette.
Je nach Alter des Patienten erfolgt entweder eine Rekonstruktion des SLAP Komplexes oder eine primäre Tenodese der Bicepssehne.
Bei Patienten unter 50 Jahren wird bei instabilem Bicepssehnenanker (Grad 2, 4 und 5) der abgelöste Anker in einer arthroskopischen Operation über bioresorbierbare Fadenanker wieder an den oberen Pfannenrand fixiert. Bei Grad 4 Läsionen erfolgt zusätzlich eine Naht des Längsrisses der Bicepssehne.
Bei Grad 3 Läsionen mit i.d.R. stabilem Anker, wird der korbhenkelartige Riß reseziert (entfernt).
Zusätzliche Läsionen der gelenkseitigen Rotatorenmanschette wie beim internen Impingement mit peel back des dorsalen SLAP Komplexes, werden ggf. über eine zusätzliche Naht mitversorgt.
Bei älteren Patienten sind die Ergebnisse nach Refixation des Ankers bei Grad 2, 4 oder 5 Läsionen schlechter, so dass eine primäre Tenodese (Versetzung) der Bicepssehne durchgeführt wird. Diese Tenodese erfolgt ebenfalls arthroskopisch. Dabei wird die Bicepssehne an ihrem Anker abgetrennt und über eine bioresorbierbare Schraube am Oberarmkopf im Knochen verankert.
Bei isolierten Auffaserungen der Bicepssehne (meistens bei älteren Patienten) erfolgt ebenfalls eine arthroskopische Tenodese der Bicepssehne.
Die Operationen sind kurzstationär (Aufenthalt 2-3 Tage) oder auch ambulant durchführbar. Die Nachbehandlung wird entsprechend eines straffen Schemas mit langsamer Steigerung des Bewegungsausmaßes und der Belastung durchgeführt.
Bitte vereinbaren Sie bei Schulterbeschwerden telefonisch einen Termin für die Schultersprechstunde von Schulterspezialist Dr. Dirk Frauenschuh (verantwortlicher Arzt des Bereichs Schulterchirurgie). Tel.: 030 3997740.
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